Untersuchungen legen nahe, dass Cannabis den Blutdruck beim Menschen beeinflussen kann. Einige Studien weisen sogar darauf hin, dass Cannabiskonsum ein hilfreich sein könnte, um den Blutdruck zu senken und Erkrankungen wie Bluthochdruck zu behandeln.
Andere Untersuchungen zeigen jedoch widersprüchliche Ergebnisse, so dass dies ein Risikofaktor für einen erhöhten Blutdruck sein könnte. Obwohl wir noch nicht genügend Beweise haben, untersuchen WissenschaftlerInnen weiterhin, ob und wie Cannabis bzw. seine Inhaltsstoffe z.B. THC und CBD auf den Blutdruck wirken.
Wie Cannabis auf den Blutdruck wirkt
Cannabis wirkt hauptsächlich durch Modulation eines Systems im menschlichen Körper, das als Endocannabinoidsystem bekannt ist. Dieses System umfasst vom menschlichen Körper auf natürliche Weise produzierte Stoffe, sogenannte Endocannabinoide, Cannabinoidrezeptoren, die durch Endocannabinoide aktiviert werden und Enzyme, die die Endocannabinoide aus dem Körper entfernen.
Es wird angenommen, dass dieses System für die Aufrechterhaltung der Homöostase oder des Gleichgewichts in einer Vielzahl von Körperfunktionen verantwortlich ist einschließlich Stimmung, Schlaf, Energie, Hunger und Schmerzreaktion.
Die Inhaltsstoffe von Cannabis auch Cannabinoide genannt, können auch diese Cannabinoidrezeptoren aktivieren und so viele der Funktionen beeinflussen, an deren Regulierung das Endocannabinoidsystem beteiligt ist.
Studien haben gezeigt, dass das Endocannabinoidsystem eine Schlüsselrolle bei der kardiovaskulären Aktivität spielt. In Tierstudien, in denen diese Herzfaktoren untersucht wurden, haben ForscherInnen festgestellt, dass die Aktivierung dieses Systems signifikante Änderungen der Herzfrequenz, der Verengung der Blutgefäße, der Entzündung, der Oxidation und des Blutdrucks verursachen kann – sowohl das Erhöhen als auch das Verringern des Blutdrucks in verschiedenen Kontexten.
Bei kardiovaskulären Erkrankungen sehen wir im Allgemeinen eine Hochregulation des Endocannabinoidsystems, daher glauben ForscherInnen, dass die körpereigenen Endocannabinoide eine Rolle beim Fortschreiten von kardiovaskulären Erkrankungen spielen.
Insbesondere gibt es Studien, die einen Zusammenhang zwischen einem überaktiven Endocannabinoidsystem und Krankheiten wie arterieller, pulmonaler und portaler Hypertonie zeigen.
Dennoch sind sich die ForscherInnen nicht sicher, ob diese erhöhten Endocannabinoidspiegel diese Probleme mit der Herzgesundheit verursachen oder ob sie vom Körper als Gegenmaßnahme zum Ausgleich der Probleme eingesetzt werden.
In Tierversuchen haben Endocannabinoide sowohl das Potenzial gezeigt, Blutgefäße zu erweitern, wodurch der Blutdruck gesenkt wird, als auch Blutgefäße zusammenzuziehen und so den Blutdruck zu erhöhen.
Der Beweis, dass Cannabis den Blutdruck senkt
Angesichts dessen, was wir über das Endocannabinoidsystem und dessen Auswirkungen auf den Blutdruck wissen, ist es wahrscheinlich, dass die in Cannabis enthaltenen Cannabinoide auch einige Auswirkungen haben werden. Aus diesem Grund besteht ein großes Interesse am therapeutischen Potenzial von Cannabis zur Modulation des Blutdrucks.
Anekdotisch berichten viele medizinische Cannabiskonsumenten, dass Cannabis ihre kardiovaskuläre Gesundheit und ihr Wohlbefinden verbessert hat. Leider ist die tatsächliche Forschung dazu etwas begrenzt und widersprüchlich.
Einige Studien legen nahe, dass Cannabiskonsum den Blutdruck senken und das Risiko für Bluthochdruck senken kann. Zum Beispiel haben Tierstudien mit Nagetieren mit hohem Blutdruck festgestellt, dass das die Aktivierung des Endocannabinoidsystems durch Cannabinoide den Blutdruck reduziert, während blockierte Cannabinoidrezeptoren den Blutdruck erhöhten.
In einer Überprüfung der Literatur berichteten ForscherInnen, dass Cannabis keine unmittelbare Auswirkung hat, aber auf längere Sicht zur Senkung des Blutdrucks führen kann. In diesen Studien stellten sie zwar eine erhöhte Herzfrequenz bei der Anwendung fest, sahen jedoch keine unmittelbaren Veränderungen des Blutdrucks. Dennoch ergab diese Überprüfung, dass chronischer Cannabiskonsum mit einer Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz insgesamt verbunden war.
In einer anderen Studie fanden ForscherInnen heraus, dass der Entzug von Cannabis zu Blutdruckerhöhungen führen kann. Die ForscherInnen beobachteten und überwachten PatientInnen mit hohem Cannabiskonsum vor und nach einer Phase der Cannabisabstinenz. Während die Cannabiskonsumenten einen normalen Blutdruck hatten, bevor sie einen kalten Entzug begannen, das plötzliche Absetzen dazu, dass der Blutdruck einiger StudienteilnehmerInnen anstieg und dabei tatsächlich hypertensive Bereiche erreichte.
Da dies nur 31% der Teilnehmer betraf, stellten die ForscherInnen dieser Studie die Hypothese auf, dass Cannabis möglicherweise Schutz vor hohem Blutdruck bietet und als dieser Schutz entfernt wurde, profitierten diese PatientInnen nicht mehr von den blutdrucksenkenden Wirkungen von Cannabis. Für diejenigen mit Herzproblemen, die bereits Cannabis konsumieren, schlagen die Autoren dieser Studie vor, dass das Absetzen nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte, um sicherzustellen, dass der Blutdruck in einem sicheren Bereich bleibt.
THC, CBD und Bluthochdruck
Während wir annehmen könnten, dass diese Studien die Auswirkungen von THC widerspiegelt , dem primären Cannabinoid in Cannabis, ist es auch wichtig zu beachten, dass Cannabis viele verschiedene Verbindungen enthält. Es ist gut möglich, dass ein Teil der Forschung konträre Ergebnisse aufweist, da verschiedene Arten von Cannabis unterschiedliche Auswirkungen haben können.
Zum Beispiel deuten Untersuchungen, die sich mit dem Cannabinoid CBD befassen, darauf hin, dass es, obwohl die Forschung hierzu begrenzt ist, sowohl den Blutdruck direkt senken als auch Stress reduzieren kann, der zu einem Anstieg des Blutdrucks führen kann. Einige Forscher schlagen sogar vor, dass CBD bei der Behandlung von Bluthochdruck hilfreich sein könnte. Eine andere Studie ergab, dass die Blockierung der Endocannabinoidrezeptoraktivität den Blutdruck bei adipösen PatientInnen mit Bluthochdruck senkte. Diese Forschung befindet sich noch in einem frühen Stadium und es müssen noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden, bevor wir endgültige Schlussfolgerungen ziehen können.
Der Beweis, dass Cannabis den Blutdruck erhöht
Eine Ärztin überprüft den Blutdruck einer Patientin. (Nopphon Pattanasri / 123rf)
Die obigen Studien zeigen, dass Cannabis eine hilfreiche Behandlungsmethode für Menschen mit hohem Blutdruck sein könnte. Andere Untersuchungen deuten jedoch genau auf das Gegenteil hin, wobei die Ergebnisse teilweise zeigen, dass Cannabis den Blutdruck tatsächlich erhöhen kann. Beispielsweise ergab eine Studie mit sechs Personen, dass vorheriger Cannabiskonsum den Blutdruck innerhalb einer Stunde nach Einnahme des Arzneimittels vorübergehend erhöhte.
Eine Aufarbeitung der Literatur zu Cannabis und Herzgesundheit ergab keine Zusammenhänge zwischen Cannabiskonsum und Bluthochdruck, es wurden jedoch Hinweise darauf gefunden, dass der vermutete Cannabiskonsum zu einem erhöhten Risiko für einen ischämischen Schlaganfall führt – eine weitere mit Bluthochdruck verbundene Krankheit.
Umfragen haben zu diesem verwirrenden Zustand beigetragen. Eine Studie untersuchte die Korrelation zwischen Blutdruck und Cannabis und berichtete, dass diejenigen, die jemals Cannabis konsumiert hatten (auch nur einmal), mehr als dreimal häufiger an Bluthochdruck starben. Diese Umfrage war jedoch begrenzt, da sie sich nicht mit Dosierung, Verwendungshäufigkeit oder chemischem Profil befasste und unklar ist, ob die Befragten möglicherweise andere illegale Drogen konsumiert haben und falls ja, ob diese ein Faktor waren.
In einer späteren Umfrage fanden ForscherInnen keinen Zusammenhang zwischen kontinuierlichem Cannabiskonsum und Bluthochdruck. Sie fanden heraus, dass der kurzfristige Cannabiskonsum zu einem erhöhten systolischen Blutdruck führte, hingegen der permanente Cannabiskonsum schien den Blutdruck in keiner Weise zu beeinflussen. Selbst für diejenigen, die ihr ganzes Leben lang regelmäßig Cannabis konsumierten konnte kein Zusammenhang mit erhöhtem Blutdruck festgestellt werden.
Diese Studien zu Cannabis und Blutdruck liefern sicherlich ein verwirrendes Bild. Und die ForscherInnen untersuchen weiterhin, wie die Cannabinoide eine Rolle spielen können.
Risikofaktoren für Cannabis und Blutdruck
Cannabis und seine Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System bleiben unklar. Die Ergebnisse unterstützen sowohl eine steigende als auch eine senkende Wirkung auf den Blutdruck. Weitere randomisierte Studien sind erforderlich, um viele Fragen im Zusammenhang mit der therapeutischen Verwendung von Cannabis zu beantworten.
Diejenigen, die bereits Cannabis konsumieren, sollten beim Absetzen der Medikamente ebenfalls Vorsicht walten lassen, da ein plötzlicher Entzug des Cannabiskonsums bei einigen PatientInnen einen erhöhten Blutdruck auslösen kann.
Aufgrund dieser schwerwiegenden Risikofaktoren sollte jeder, der Cannabis in Betracht zieht – insbesondere jeder, der bereits Probleme mit bereits bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat, vorsichtig sein und immer den Arzt oder Ärztin des Vertrauens zu Rate ziehen bevor man mit der Behandlung mit Cannabis beginnt.
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