Mit der stetig wachsenden Vielfalt auf dem Cannabis-Markt ist auch ein brandneues Fachvokabular entstanden. Und diese vielen Vokabeln wie „Konzentrate“, „Extrakte“, „Destillate“, „Isolate“, und viele mehr, haben für Verwirrung gesorgt.
Einer der Hauptgründe für diese Verwirrung ist, dass die Begriffe „Konzentrate“ und „Extrakte“ oft synonym verwendet werden, obwohl sie in Wirklichkeit zwei unterschiedliche Dinge bedeuten können.
In diesem Artikel erhältst du nützliche Infos darüber, was Cannabis-Extrakte genau sind und was sie so wirkungsvoll macht.
Zunächst muss man grundlegend verstehen, dass der Begriff Cannabis-Konzentrat eigentlich so etwas wie ein Überbegriff ist, der mehrere andere umfasst. Wie in unserem Artikel zu diesem Thema, können Cannabis-Konzentrate folgendermaßen definiert werden:
Ein Produkt, das aus den harzigsten Teilen des Cannabis (d.h. seinen Blüten) gewonnen und dann zu einer konzentrierten Form verarbeitet wird.
Es gibt zwei Hauptarten von Cannabis-Konzentraten: Extrakte und lösemittelfreie Varianten. Wie man bereits vermuten kann, sind Extrakte so benannt, einfach weil sie chemisch aus der Cannabis-Pflanze extrahiert werden. Jedoch reicht die Geschichte von Cannabis-Extrakten weit bis in die Antike zurück, was die Dinge etwas verkompliziert.
Was sind Cannabis-Extrakte?
Cannabis-Extrakte bilden eine Unterart von Cannabis-Konzentraten. Genauer gesagt, handelt es sich um jede Art von Konzentrat, das aus Cannabis mittels chemischer Extraktion gewonnen wird. Für die Extraktion wird eine Form von Lösungsmittel verwendet, das die Wirkstoffe aus der Pflanze ‚herauszieht‘.
Warum unbedingt Cannabis-Extrakte? An anderen Produktarten ist nichts auszusetzen, doch Cannabis-Extrakte haben ihre ganz eigenen Vorteile. Sie sind rein, wirkungsvoll und bioverfügbarer als viele andere Darreichungsformen, insbesondere wenn sie als Tinktur eingenommen werden. Cannabis-Extrakte sind dank neuer Produktionsvorschriften auch legal und sicher.
Es gibt drei Komponenten in der traditionellen Cannabis-Extraktion (und in der Pflanzen-Extraktion im Allgemeinen):
Gelöster Stoff | Die Substanz, die sich auflöst. In unserem Fall wird Cannabis teilweise aufgelöst.
Lösungsmittel | Die Substanz, die das Lösen bewirkt. Normalerweise ist es eine Flüssigkeit.
Lösung | Die Endsubstanz. Es ist eine Kombination aus gelöstem Stoff + Lösungsmittel.
Pflanzen-Extrakte haben eine lange Geschichte. Schon seit mindestens 2.600 v.Chr. werden rohe Pflanzenöle verwendet; Tontafeln aus Mesopotamien stellen dar, wie Öle aus Zypressen und Myrrhe therapeutisch angewandt wurden. Dieselben Pflanzen werden auch heute noch bei Husten und Erkältung eingesetzt. Auch der etwas jüngere Papyrus Ebers (um 1500 v. Chr.) und seine Sammlung pflanzlicher Heilmittel zeigt, dass alte Kulturen Heilpflanzen schätzten, und wie sie die vitalen Essenzen dieser Pflanzen in Kräuterpräparate einarbeiteten. Interessanterweise erwähnt der Papyrus auch mehrmals Cannabis.
Welche Lösungsmittel verwendeten diese alten Kulturen, um die Essenz einer Pflanze einzufangen und zu extrahieren? Es ist nicht ganz klar, zumindest nicht auf den ersten Blick. Aber mit der Einführung von destillierten Alkoholprodukten im Mittelalter entstand eine neue Art von Extrakt: die Tinktur.
Botaniker und Kräuterkundler der damaligen Zeit erfassten das Prinzip, dass Alkohol in der Lage war, das Beste aus einer Pflanze herauszuholen. Sie hatten Recht. Die ägyptische Kultur begann, Kräuter in Alkohol zu tränken, um Liköre und Tinkturen herzustellen; 1025 n. Chr. bestätigt der Kanon der Medizin diese Praxis mit zahlreichen Erwähnungen von Tinkturen und „Flüssigextrakten“.
Cannabis-Extrakte erklärt
Auf fast prophetische Art und Weise deutete die antike Verwendung von pflanzlichen Essenzen bereits auf die heutige viel raffiniertere Herstellung von cannabisbasierten Extrakten hin. Da unser Wissen über den Extraktionsprozess zugenommen hat, hat auch die Qualität der Extrakte zugenommen. Sie sind besser (d.h. bioverfügbarer) und stärker (d.h. konzentrierter) als je zuvor.
Im Folgenden findest du eine Auflistung der häufigsten Arten von Cannabis-Extrakten:
Tinkturen | Angesichts ihrer Geschichte ist es nicht verwunderlich, dass Tinkturen zu den ersten Arten von Extrakten in der Neuzeit gehörten. Cannabis-Tinkturen werden in der westlichen Welt seit Mitte des 19. Jahrhunderts verwendet, nachdem ein Kollege des “Cannabispioniers” W.B. O’Shaughnessy namens Peter Squire pharmazeutische Tinkturen in die westliche Medizin eingeführt hat [The Druggist, Juni 1890]. Auch in den Vereinigten Staaten des 19. Jahrhunderts gehörten Tinkturen zu den beliebtesten Darreichungsformen.
Dennoch waren diese frühen Cannabis-Tinkturen „bekannt dafür, dass sie eine äußerst variable Aktivität aufweisen, da das Rohmaterial manchmal träge und manchmal aktiv ist“. Glücklicherweise hat sich die Situation seitdem verbessert.
Während traditionelle Tinkturen die Wirkstoffe mit passiver Diffusion aus Cannabis extrahierten, haben wir heute direktere Methoden. Moderne Cannabis-Tinkturen enthalten oft Extrakte, die mit vielseitigen Lösungsmitteln über ein geschlossenes Extraktionssystem hergestellt werden; in gewisser Weise fehlt vielen modernen Extrakten die eigentliche Komponente der „Lösung“ aus den oben aufgeführten drei Komponenten.
Mit dieser historischen Grundlage wollen wir uns nun einigen der neueren und moderneren Arten von Cannabis-Extrakten zuwenden.
Rick Simpson Öl | Auch RSO genannt, ist Rick Simpson Öl eines der bekanntesten Cannabis-Extrakte überhaupt. RSO ist ein dickflüssiger, harzhaltiger, cannabinoidreicher Extrakt, der durch den kanadischen Cannabisverfechter Rick Simpson berühmt wurde.
Laut Simpson wird echtes RSO unter Verwendung von Naphtha als Lösungsmittel hergestellt. Obwohl es flüchtig und brennbar ist, kann Naphtha leicht in vielen Baumärkten gekauft werden. Es ist in der Tat ein ausgezeichnetes Lösungsmittel, obwohl es wohl nicht in der Lage ist, empfindliche Terpene zu extrahieren (d.h. einzufangen). Laboranalysen dieses Extrakts zeigen einen extrem hohen THC-Gehalt (80+%) und einen relativ niedrigen Terpengehalt. Rick Simpson Öl kann auch Restnaphtha enthalten. Achten Sie daher darauf, dass Ihr Produkt auch auf Restlösungsmittel getestet wurde.
RSO ist insofern einzigartig, als es sowohl äußerlich z.B. auf der Haut als auch oral angewandt werden kann. Das Öl ist besonders beliebt bei Krebspatienten, von denen viele behaupten, dass es tatsächlich Krebs heilen und krebsartige Tumore bekämpfen kann. Einen konkreten Beweis dafür gibt es (noch) nicht, obwohl die Patientenberichte ausgesprochen vielversprechend sind. Als Dr. Bob Melamede nach Namen von Geheilten gefragt wurde, sagte er: „Wie viele hundert wollen Sie haben?“
Obwohl es traditionellerweise mit Indica-Kulturen mit hohem THC-Gehalt hergestellt wird, kann Rick Simpson Öl mit hohem CBD-Gehalt auch nützlich sein. Diese Studie aus dem Jahr 2015 ergab, dass CBD-reiche Öle eine potenzielle Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit „behandlungsresistenter“ Epilepsie darstellen.
BHO | BHO, oder Butan-Haschöl, ist eine weitere superstarke Art von Cannabis-Extrakt. Es verwendet Butangas (einen flüchtigen Kohlenwasserstoff), um Cannabinoide und Terpene aus Cannabisblüten zu gewinnen. Obwohl der Name ‚BHO‘ diese Art von Extrakt wunderbar beschreibt, wird sie doch häufiger als „Dabs“ bezeichnet.
Die Butan-Extraktion hat beeindruckende Vorteile und abschreckende Nachteile. Sie ist sehr effizient (d.h. ertragreich) wenn es darum geht, all das gute Zeug aus Cannabis herauszuholen und scheint Vollspektrum-Extrakte zu erzeugen, die eine große Vielfalt an wichtigen Terpenen aufweisen. Gleichzeitig erfordert die Extraktion mit Butan ein hohes Maß an Geschicklichkeit um sicher zu arbeiten. Falsche Techniken können zu Gaslecks oder sogar Explosionen führen.
Die aus der Butan-Extraktion gewonnene Lösung ist nicht sofort für eine risikolose Einnahme geeignet. Sie muss zunächst mit einer Vakuumpumpe gründlich von Restbutan befreit werden.
Sobald die Lösung gereinigt (und durch Labortests als rein bestätigt) wurde, kann das BHO eingenommen werden. Es wird häufig geraucht. Dazu wird ein spezieller Apparat namens „Dab Rig“ verwendet, mit dem kleine Dosen des Extrakts erhitzt werden. Hochwertiges BHO wird oft als „Shatter“ bezeichnet; es hat eine harte, stabile Konsistenz.
Obwohl eine genaue Dosierung oder Messung schwierig ist, hat BHO eine starke Wirkung und verhilft medizinisch motivierten Konsumenten zu einer raschen Linderung von Schmerzen, Angst und neurologischen Problemen. „BHO-Dabs“ werden auch einfach als Genussmittel eingenommen, das bei den Konsumenten immer noch wie ein starkes Anxiolytikum wirkt.
Der größte potenzielle Nachteil von BHO? Eine Anhäufung von Restlösungsmittel (d.h. Butan) im Körper des Konsumenten. Diese Anhäufung wird, zumindest in der Theorie, mit dem sogenannten Cannabis- Hyperemesis-Syndrom in Zusammenhang gebracht. Das gemeinhin als CHS bekannte Syndrom ist immer wiederkehrende Übelkeit und Erbrechen bei Menschen die regelmäßig Cannabis konsumieren. Die meisten Experten stimmen darin überein, dass die Ursache für das CHS nicht Cannabis selbst ist, sondern die in einigen Cannabisprodukten enthaltenen Chemikalien und Lösungsmittel.
CO2-Extrakte | CO2-Extrakte verwenden überkritisches CO2, um Cannabisverbindungen zu gewinnen. Durch hohen Druck in einer geschlossenen Extraktionsvorrichtung löst Kohlendioxid Cannabinoide und Terpene heraus, während es zwischen Flüssig- und Gaszustand wechselt.
Der Extrakt der dabei entsteht, ist reiner als beim Butan, und auch das Herstellungsverfahren ist viel sicherer als das beim BHO. Aus diesen Gründen gehört die CO2-Extraktion aktuell zu den beliebtesten Methoden in der Branche. Der Großteil der CBD-infundierten Vape-Patronen (und viele CBD-Öle) wurden dank CO2 hergestellt.
Obwohl sie sicher und effektiv ist, ist die CO2-Extraktion nicht perfekt. Kohlendioxid ist kein besonders universelles Lösungsmittel, daher „erwischt“ es bei der Extraktion nicht alle Terpene. Und laut einer aufschlussreichen Studie aus dem Jahr 2015 können selbst die Terpene, die es in einen CO2-Extrakt schaffen, ihr ursprüngliches Profil verlieren. Die meisten CO2-Extrakte sind Breitspektrum-Extrakte, nicht Vollspektrum – auch wenn Gegenteiliges behauptet wird.
Doch CO2-extrahierte Vape-Öle sind praktisch, und ihre schnelle Wirkung macht sie zu einem Favoriten unter medizinischen Cannabiskonsumenten mit Angstzuständen. Das Verdampfen erspart der Lunge zudem den Kontakt mit Rauch und allen damit verbundenen Karzinogenen.
Destillate | Destillate können als eine weiterentwickelte Version von normalen Cannabis-Extrakten betrachtet werden. Der Destillationsprozess entfernt Terpene und andere Spurenstoffe aus weniger raffinierten Extrakten. Werden diese entfernt, steigt der Cannabinoidgehalt des Destillats im Allgemeinen auf über 90%.
Häufig wird die fraktionierte Destillation eingesetzt, um die verschiedenen Verdampfungspunkte von Cannabisverbindungen zu nutzen. Dieser Prozess ermöglicht es Chemikern, verschiedene Cannabinoide und Terpene nach ihrem Molekulargewicht zu trennen und spezialisierte Extrakte herzustellen. Insgesamt werden die Destillationsmethoden immer fortschrittlicher.
In anderen Fällen werden Terpene während des Destillationsprozesses wieder in eine Lösung eingearbeitet. Diese Technologie hat zu einem Anstieg der „stamm-spezifischen“ Vape-Öle geführt, die mit spezifischen Terpenen bestimmte Gerüche, Geschmäcker und Effekte erzeugen.
Destillate können insbesondere von Patienten mit hohen Dosierungsanforderungen bevorzugt werden. Sie sind außerdem in den seltenen Fällen nützlich, in denen medizinische Cannabispatienten eine Empfindlichkeit gegenüber Cannabis-Terpenen wie z.B. den Pinenen aufweisen.
Isolate | Man reinige in weiteren Schritten das Destillat und erhalte ein Cannabinoid-Isolat. Diese Art von Extrakt ist genau, was sein Name andeutet: ein einzelnes Cannabinoid (normalerweise THC oder CBD), isoliert von allen anderen.
Sobald sie isoliert sind, verlieren Cannabinoid-Extrakte ihre normale schlammartige Konsistenz und werden kristallin. Gute Isolate können oft ~99,9% rein sein, praktisch ohne Farbton, Geruch oder Geschmack.
Eine neuere Art von Extrakt namens „Diamonds oder Diamanten“ ähnelt den Produkten der Isolatkategorie – ist aber wohl noch besser. Diamonds/ Diamanten sind eine Art natürlich vorkommendes Isolat, das sich bildet, wenn sich rohe Cannabis-Extrakte abtrennen. Je nach verwendetem Pflanzenmaterial enthalten Diamonds entweder CBDa- oder THCa-Kristalle – und gerade genug Spurenverbindungen, um ihnen einen schönen Goldton zu verleihen.
CBG- und CBC-Isolate sind eine weitere aktuelle Entwicklung. Diese Spuren-Cannabinoide haben ihren eigenen gesundheitlichen Nutzen, und Hersteller beginnen gerade erst, sie für therapeutische Zwecke anzubieten. CBG zum Beispiel kann besonders gut für die Darmgesundheit und beim Grünen Star eingesetzt werden.
Kapseln | Kapseln fallen nicht immer in die Kategorie der Cannabis-Extrakte – aber das tun sie in dem Fall, wenn sie aus einem der bereits erwähnten extrahierten Materialien hergestellt werden.
Zum Beispiel ist es aus praktischen Gründen recht verbreitet, Rick Simpson Öl oder Cannabis-Destillat in Form von Kapseln zu vertreiben. Dies ermöglicht eine standardisierte Dosierung, eine langsamere Absorptionsrate und die Belastung des Patienten mit Cannabinoid-Metaboliten wie 11-OH-THC und THC-COOH. Letzteres Cannabinoid wird in Fettzellen gespeichert und kann Wirkung auf das Endocannabinoidsystem haben lange nachdem THC aus dem System entfernt wurde.
Für Patienten, deren Gesundheitszustand eine präzise tägliche Einnahme von Cannabinoid erfordert, kann es hilfreich sein, ihren Extrakt in Kapselform einzunehmen. Das gilt auch für Menschen mit Darmproblemen, da Kapseln eine ideale stufenweise Freisetzung von Cannabinoiden in den Verdauungstrakt ermöglichen können.
Wiederum andere Patienten wählen Kapseln in Verbindung mit anderen Darreichungsformen einfach aus rein holistischen Gründen. Glücklicherweise ist der Markt für Cannabisextrakte so vielfältig wie nie zuvor.
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