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Multiple Sklerose

Kann Cannabis bei Multipler Sklerose helfen?

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Vorliegende Studien bezüglich der Autoimmunerkrankung MS und Cannabis als potentielle Behandlungsmöglichkeit sind belegen deutlich, dass Cannabis positive Auswirkungen auf Patienten mit MS hat. Dennoch sind weitaus mehr Studien zu diesem Thema vonnöten, um fundierte Aussagen über die Korrelation von MS und Cannabis zu treffen. 

Das cannabisbasierte Medikament ‘Sativex’ ist in einigen Ländern auf Rezept erhältlich, was zeigt, dass THC effizient in der Behandlung von Muskelspasmen, die u.a. durch MS ausgelöst werden, ist. In Anbetracht der geringen Nebenwirkungen, ist Cannabis eine potentiell geeignete Medikation für Patienten mit MS. 

Das Endocannabinoid-System

Die positiven Effekte einer Cannabis-Behandlung gründen im körpereigenen Endocannabinoid-System (ECS). Das ECS wurde bereits mehrere Jahrzehnte zuvor entdeckt, doch gelangte erst kürzlich in den wissenschaftlichen Fokus aufgrund dessen großer Rolle in der Behandlung von Krankheiten wie MS oder Diabetes. Definitiv benötigen wir weitere und tiefgehendere Studien zu diesem Thema, dennoch liegen schon einige relevante Studien vor, die Aufschluss über die Wirkung von Cannabis bei Autoimmunerkrankungen geben. 

Das ECS zu verstehen ist zwingend notwendig, um ein klares Bild darüber zu bekommen, wie und wo Cannabis im Körper wirkt. Das ECS besteht aus drei Hauptbestandteilen: Endocannabinoiden, Neuronen und Rezeptoren. Die (auch in Cannabisblüten enthaltenen) Endocannabinoide werden im Körper auf natürlichem Wege produziert. Neuronen im Gehirn regulieren den Endocannabinoidgehalt im Körper. Die Rezeptoren für Endocannabinoide finden sich im gesamten zentralen Nervensystem, mit inbegriffen dem Gehirn und jedem Organ, das Forscher bis jetzt in diesem Zusammenhang erforschten. Der Körper enthält ein Enzym, das Endocannabinoide spaltet und abbaut, was es de facto unmöglich macht eine Cannabis-Überdosis zu sich zu nehmen. Der Körper versucht andauernd eine Balance, die sogenannte Homöostase, herzustellen. Einfacher ausgedrückt, kontrolliert der Körper anhaltend das Endocannabinoidlevel im Körper und regt entweder die Produktion an, oder reguliert den Überschuss auf ein für den Körper ideales Level.

Eine Studie an lebenden Mäusen und menschlichen Blutproben kam zu dem Schluss, dass das Gleichgewicht des ECS bei Patienten mit MS gestört ist und, dass es Beweise dafür gibt, dass das ECS bei Attacken im zentralen Nervensystem aktiviert wird. Endocannabinoide scheinen einen entzündungshemmenden Effekt zu haben, was darauf hinweist, dass der Körper entweder versucht sich selbst vor Schädigungen der Nervenscheiden (ein Symptom von MS) zu schützen oder den Schaden zu reduzieren indem er Endocannabinoide ausschüttet. Weiterführende Studien sind vonnöten, um die genaue Rolle des ECS bezüglich Multipler Sklerose und dem vermeintlichen Schutzmechanismus zu verstehen. 

Forschungsansätze

Da der Körper Endocannabinoide eigenständig produziert, glauben einige Experten, dass die Behandlung mit Cannabis einen therapeutischen Nutzen in der Behandlung von MS hat. In den vergangenen 20 Jahren haben verschiedenste Studien die Beziehung von Cannabis und MS vertieft beleuchtet und fanden Anzeichen einer positiven Korrelation.

Auch wenn die oft zitierte Studie der CAMS keine objektive Verbesserung auf der Ashworth-Skala für Spasmen feststellen konnte, berichtete sie von Patienten, die belegten, dass sie weniger Spasmen und verringerte Schmerzen durch die Cannabis-Medikation feststellen. Eine weiterführende Studie sprach von einer stetigen Verbesserung über ein Jahr, was darauf hindeutet, dass Langzeit-Medikationen mit Cannabinoiden positive Wirkung zeigen, auch wenn die Autoren der Studie sorgsam darauf hinweisen, dass weitere Studien notwendig sind. 

Eine englische Studie aus dem Jahr 2012 über THC-Kapseln stellte eine signifikante Verbesserung der Muskelsteifigkeit bei MS-Patienten fest. Verglichen mit der Placebo-Gruppe zeigten doppelt so viele Patienten deutliche Verbesserungen.

Eine UCSD Studie über das Rauchen von Cannabis zeigte eine deutliche Überlegenheit des Cannabis gegenüber dem Placebo bei der Minderung von Spasmen bei MS-Patienten.

Eine Metanalyse verschiedenster Studien über Cannabis in Bezug auf MS fasste zusammen, dass eine große Mehrheit der Patienten (77%) berichtete, weniger Opiate gegen Schmerzen einzusetzen, wenn sie ihre Behandlung durch Cannabis ergänzten. Ebenso wurde ein geringerer Gebrauch von Antidepressiva (72%) und Schlafmitteln (67%) festgestellt. Die Autoren der Analyse kamen zu dem Schluss, dass Cannabis als Ergänzungsmittel eventuell helfen könnte, den Gebrauch von suchterzeugenden Medikamenten einzuschränken. 

Auch wenn diese Studien vielversprechend sind und Befragungen von MS-Patienten zeigten, dass 25% bis 50% Cannabis gegen ihre Symptome einsetzen, würden fortführende Untersuchungen uns helfen einen besseren Einblick in die Thematik zu bekommen und zu verstehen, wie Cannabis als Behandlungsmöglichkeit gegen MS eingesetzt werden kann. 

Behandlung

Basierend auf einer großen klinischen Studie, die in Großbritannien, Kanada und einigen europäischen Ländern durchgeführt worden ist, wurde die Wirkung von Nabiximol (Sativex®) – einem Spray zur Anwendung im Mundinnenraum, welches THC und CBD in einem 1:1 Verhältnis enthält – bestätigt. Sativex behandelt durch MS entstehende Probleme in der Muskelkontrolle und ist in Deutschland auf Rezept erhältlich.

Sicherheit

CBD stellte sich in verschiedenen Tests als sehr verträglich heraus, sowohl bei kontinuierlicher Nutzung, als auch in hohen Dosierungen von bis zu 1.500 mg pro Tag. Signifikante Beeinträchtigungen psychologischer oder körperlicher Funktionen traten sowohl bei kontinuierlichen als auch bei hohen Dosierungen nicht auf. Dennoch zeigten andere Studien, dass CBD möglicherweise mit anderen Medikamenten wechselwirkt, weswegen regelmäßige ärztliche Betreuung, besonders bei älteren Personen oder bei Personen mit Leber- oder Nierenproblemen, ideal sei.

Gängige Nebenwirkungen von THC sind Müdigkeit, Verwirrtheit und verlangsamte motorische Abläufe. Auch Psychosen können in manchen Fällen auftreten. Festzustellen ist, dass weniger als 5% aller TeilnehmerInnen der genannten Studien die Versuche aufgrund von Nebenwirkungen abbrachen.

THC hat ein sehr geringes Suchtpotential. Etwa 8.9% der Langzeitnutzer entwickeln eine Abhängigkeit. Dennoch wird ein abrupter THC-Entzug oft mit dem Cannabis-Entzugs-Syndrom in Verbindung gebracht.

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