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Cerebralparese

Kann Cannabis bei Zerebralparese helfen?

Inhaltsverzeichnis

Was ist Cerebralparese?

Cerebralparese (auch CP genannt) ist eine Störung der Motorik, deren Hauptmerkmal die Behinderung der freien Bewegung ist. „Cerebral“ bedeutet, dass der Symptomenkomplex mit dem Gehirn verknüpft ist und „Parese“ weist auf Muskelschwäche oder eine erschwerte Betätigung der Muskulatur hin. Es handelt somit um eine Funktionsstörung der Muskulatur, die durch eine Beschädigung gewisser Teile des Gehirns vor oder während der Geburt verursacht wurde. Die Cerebralparese verschlimmert sich nicht im weiteren Leben, obwohl einige Symptome sich mit der Zeit verändern können.

Es gibt 4 Haupttypen der Cerebralparese:

Spastische Cerebralparese

Dies ist die häufigste Art von CP. 80% aller Patienten haben spastische Cerebralparese. Der Zustand äußert sich in übermäßiger Steifheit der Muskeln, was deren Bewegung umständlich und schwerfällig erscheinen lässt. Die spastische Cerebralparese wird ihrerseits wieder in 3 Untertypen unterteilt:

  • Spastische Diplegie/Diparese, wobei am schwersten die Beine betroffen sind und die Arme weniger oder überhaupt nicht. Menschen mit spastischer Diplegie können oft kaum gehen, weil ihre steifen Hüft- und Beinmuskeln ihre Beine zueinander ziehen.
  • Spastische Hemiplegie/Hemiparese, wobei nur eine Körperseite betroffen ist. Dabei ist meistens der Arm schwerer betroffen als das Bein.
  • Spastische Quadriplegie/Quadriparese – dies ist die schwerste Art der spastischen Parese, weil alle vier Extremitäten in Mitleidenschaft gezogen sind. Die meisten Patienten mit spastischer Quadriplegie können kaum gehen und haben darüber hinaus oft auch Krampfanfälle, intellektuelle Defizite sowie Seh-, Hör- und Sprachprobleme.

Dyskinetische Cerebralparese 

Die Bezeichnung dyskinetisch bezieht sich auf andere Typen der Cerebralparese: athetoide, choreoathetotische und dystonische. Dyskinetisch heißt, dass die Betroffenen Schwierigkeiten haben, die Bewegungen ihrer Extremitäten unter Kontrolle zu halten. Es fällt ihnen schwer zu sitzen, zu gehen oder zu stehen, weil ihre Extremitäten sich unkontrolliert bewegen, und zwar entweder langsam und windend oder ruckartig und zügig.

Bei einigen Patienten mit dyskinetischer Cerebralparese treten auch Schluck- und Saugschwierigkeiten auf oder sie können kaum sprechen. Im Falle von dyskinetischer Cerebralparese kann der Muskeltonus häufig, sogar im Verlauf eines einzigen Tages, von steif und gespannt zu locker und schlaff variieren.

Ataktische Cerebralparese

Das Hauptproblem der ataktischen Cerebralparese sind Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen. Dadurch wird die Gangstabilität und die Ausführung feinmotorischer Tätigkeiten, wie etwa Schreiben oder Kontrolle der Hände und der Arme bei Greifversuchen, beeinträchtigt.

Gemischte Cerebralparese

Dabei handelt es sich um das gleichzeitige Auftreten mehrerer Typen der Cerebralparese zusammen. Meistens treten spastische und dyskinetische Formen zusammen auf.

Zwischen 1,5 und 4 von 1,000 Neugeborenen weltweit haben Cerebralparese – eine Inzidenz bis zu 4‰. In USA wird 1 von 323 Kindern mit CP diagnostiziert.

In Mitteleuropa sind es um die 2,5 von 1000, wobei die Inzidenz bei Frühgeborenen besonders hoch ist.

Was sind die Symptome der Cerebralparese?

Die Auswirkungen der Cerebralparese sind variabel. Während eine Person überhaupt nicht gehen kann, ist bei einer anderen nur eine kaum merkliche Gehstörung vorhanden. Im Folgenden sind einige CP-Symptome aufgelistet:

  • Muskelsteifheit. Zum Beispiel, die Beine des Neugeborenen sind steif oder überkreuzen sich scherenartig wenn das Baby gehoben wird
  • Schlappheit beim Liegen oder Hochheben
  • Schlechte Koordination – bei Neugeborenen ein fehlendes Zusammenbringen beider Fäustchen oder Schwierigkeiten mit den Händen in den Mund zu reichen
  • Nichterreichen der Entwicklungsleistungen wie Verzögerungen beim Kriechen, Gehen oder Sprechen
  • Präferenz einer Körperseite, wie z. B. Ausstrecken nur eines Arms oder Nachschleppen eines Beins beim Krabbeln
  • Unkontrollierbares Zittern oder unwillkürliche Bewegungen
  • Übermäßiges Tröpfeln
  • Schwierigkeiten beim Saugen, Schlucken oder Essen
  • Krampfanfälle
  • Langsame, taumelnde Bewegungen

Menschen mit Cerebralparese neigen vermehrt zu Behinderung des Intellekts, Seh- und Hörproblemen, Epilepsie, geistigen Gesundheitsproblemen, Störungen bei der Kontrolle der Harnblasenfunktion, Krankheiten in der Mundhöhle sowie zu Überempfindlichkeit auf Berührung oder Schmerz, obwohl diese Erscheinungen nicht direkt von denselben Ursachen hervorgerufen werden, die CP auslösen.

Wie verläuft das diagnostische Verfahren beim Verdacht auf CP?

Cerebralparese wird meistens bei Kleinkindern im Alter zwischen 6 und 24 Monaten diagnostiziert. Das ist nämlich der Zeitraum, in dem die Symptome von Schlappheit, mangelnder Geh- bzw. Sprachentwicklung oder verzögertes Auftreten anderer Stufen der kindlichen Entwicklung zuerst zu beobachten sind. Die Diagnose von leichteren Fällen wird jedoch häufig erst später gestellt.

Die Diagnosestellung beginnt mit einer genauen körperlichen Untersuchung des Kindes und einer detaillierten Erhebung der Anamnese der Mutter im Bezug auf die bisherige Gesundheit des Kindes, die Ereignisse während der Schwangerschaft und auf den Verlauf der Geburt.

Der Arzt kann einige zusätzlichen Untersuchungen anordnen, unter anderen:

  • Neurologische Abklärung zur Bestimmung von Reflexen und motorischen Funktionen
  • Radiologische Untersuchungen
  • EEG, MRT und CT-Scans
  • Ganglabor-Analyse zur Evaluierung der Gang- und Haltungsabläufe bei der Bewegung des Kindes
  • Genetische Tests, um erbliche Faktoren auszuschließen
  • Metabolische Abklärung, einschließlich spezifischer Enzyme, die eine regelrechte Funktion des Körpers bestimmen

Der Arzt kann beschließen, das Kind noch einige Monate lang weiter zu überwachen, um den Verlauf zu beobachten oder er wird die Diagnose von Cerebralparese nach den Ergebnissen der Untersuchung, der Anamnese und anderer diagnostischer Verfahren stellen.

Was sind die Ursachen der Cerebralparese?

Cerebralparese ist das Ergebnis der Beschädigung des Gehirns bzw. eines fehlerhaften Entwicklungsprozesses im Gehirn des Fötus, des Säuglings bzw. des Kleinkindes. Wissenschaftler waren früher der Ansicht, dass die Hauptursache eine mangelnde intrauterine Sauerstoffversorgung gewesen wäre, jetzt stellt es sich aber heraus, dass dies in nur einem kleinen Anteil der Fälle so stimmt.

In den meisten Fällen von Cerebralparese (85-90%) ist dies angeboren, d.h. dass sie vor oder während der Geburt entstehen. Ein kleiner Prozentsatz der CP-Patienten erwarb den Zustand bereits nach der Geburt, durch eine Kopfverletzung oder eine Infektion.

In der Mehrzahl der Fälle ist es nicht sicher möglich festzustellen, was die kongenitale Ursache der Cerebralparese war. Die Ursache könnte auf folgende Faktoren zurückgehen:

  • Genetische Mutationen
  • Mütterliche Infektionen, die auch oder ausschließlich den Fötus betreffen
  • Fötale Hirnschäden infolge mangelhafter Blutversorgung des Gehirns
  • Ungenügende Sauerstoffzufuhr zum Gehirn infolge sehr lange dauernder und komplizierter Geburt

Bestimmte Infekte und Erkrankungen während der Schwangerschaft können die Entwicklung des fötalen Gehirns behindern und CP verursachen. Die nachfolgenden Infektionskrankheiten können zu CP führen:

  • Masern
  • Windpocken
  • Herpes, durch den Übergang von der Mutter auf den Fötus und eine daraus resultierende Entzündung des Nervensystems
  • Syphilis
  • Zika-Virus, das CP und Mikrozephalie verursacht
  • Toxoplasmose, eine parasitäre Erkrankung, die durch einen in verseuchten Nahrungsmitteln, in der Erde und in den Ausscheidungen von Katzen lebenden Parasiten verursacht wird
  • Cytomegalovirus, das grippeähnliche Symptome der Mutter und angeborene Missbildungen des Neugeborenen verursacht.

Falls die Mutter gewissen Toxinen, wie z.B. Methylquecksilber, ausgesetzt war oder andere Zustände, wie Epilepsie oder Schilddrüsenerkrankungen hat bzw. geistig behindert ist, kann das kindliche Risiko der Entstehung von CP erhöht sein.

Auch bakterielle Meningitis oder virale Encephalitis im Neugeborenenalter sowie schwere und nicht adäquat behandelte Gelbsucht sind mögliche Faktoren für die Entstehung der Cerebralen Parese.

Es gibt noch einige weiteren Faktoren, die das Risiko der Cerebralparese steigern, darunter:

  • Steißlage bei der Geburt
  • Herz- oder Atmungsprobleme während der Wehen und der Entbindung
  • Untergewichtige Babys (unter 2,7 kg)
  • Mehrlinge (Zwillinge, Drillinge und darüber)
  • Frühgeborene (früher als in der 37. Woche)
  • Rh-kompatible Blutgruppen mit der Mutter

Kann man CP behandeln?

Cerebralparese ist unheilbar, es gibt aber Behandlungsmethoden, die die Symptome mildern und das Leben erträglicher machen.

Je früher die Diagnose bei einem Kind gesichert wird, desto effizienter können Methoden eingesetzt werden, die die Funktionsfähigkeit erhöhen. Die Behandlungspläne bestehen meistens aus Kombinationen verschiedener Therapien, Orthesen, Medikamenten und manchmal auch Operationen.

Medikation

Es gibt keine Heilung, aber die Medizin kann durch medikamentöse Behandlung zumindest helfen. Unter den Medikamenten sind zu nennen:

  • Spasmolytika zur Entspannung steifer und verspannter Muskulatur und zur Vermeidung von schmerzhaften Spasmen und Krämpfen
  • Antikonvulsiva für die Behandlung von epileptischen Anfällen, die oft mit CP einhergehen
  • Anticholinergika, die dabei helfen, extrem rigide, dystone Muskeln zu enthärten und unkontrollierbares Sabbern zu mindern
  • Botulinum-Toxin (Botox) zum Lindern der Muskelsteifheit

Behandlungen

Eine Reihe von Behandlungen helfen Kindern und Erwachsenen mit Cerebraler Parese zu einer besseren Lebensqualität.

  • Logopädie hilft Menschen mit CP ihre Muskeln im und rund um den Mund zu kontrollieren, damit sie leichter sprechen, schlucken und essen können.
  • Physiotherapie kann die schmerzhaft gespannten und steifen Muskeln strecken und stärken sowie ihre Mobilität und Flexibilität erhöhen. Dadurch wird den betroffenen Menschen das Stehen, die Einhaltung des Gleichgewichts, das Greifen und Fassen von Gegenständen sowie die Pflege des eigenen Körpers leichter gemacht.
  • Ergotherapie verleiht den Menschen mit Cerebralparese mehr Unabhängigkeit, indem sie ihre grob- und feinmotorischen Funktionen sowie ihre Hand-Augen-Koordination verbessert.

Chirurgie 

In manchen Fällen kann orthopädische bzw. Neurochirurgie die Symptome lindern.

Orthopädische Chirurgie kann kontrahierte Muskulatur und verkürzte Sehnen entspannen, eine Skoliose oder infolge Muskelspannung dislozierte Hüfte rund deformierte Sprung- und Fußgelenke reparieren.

Neurochirurgie wendet gewisse Eingriffe an, wie Implantation von Baclofen-Pumpen, die ein Muskelentspannungsmittel direkt in den Rückenmarkskanal freisetzen oder selektive dorsale Radikulotomie, ein operatives Verfahren zur Durchtrennung gewisser Nervenstränge in der Wirbelsäule, um Spastik zu reduzieren und Haltung und Bewegung zu verbessern.

Hilfszubehör

Je nach den bestehenden Symptomen, können individuell verschiedene mechanische Hilfsmittel und orthopädische Stützen angepasst werden, die zu einem unabhängigen und bequemeren Leben beitragen.

  • Diverse Orthesen, wie Schienen und Spangen, werden als Stützen für erschlaffene Gliedmaßen und Rumpf verwenden.
  • Es gibt auch eine Reihe von Hilfsmitteln, die das Stehen, Sitzen und Positionieren ermöglichen.
  • Hilfsmittel beim Essen und Schreiben, wie etwa speziell ergonomisch gestaltete Gabeln, Messer, Löffel, Kugelschreiber und Bleistifte sowie verschiedenartige Utensilien, die das Greifen erleichtern, können ebenfalls behilflich sein.
  • Kommunikationshilfen, wie Alphabet-Tabellen, Spracherkennungs-Software, Computerprogramme zur Unterstützung der Kommunikation, helfen Menschen mit entsprechenden Schwierigkeiten sich verständlich zu machen
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