David Heldreth Jr. arbeitete als Journalist in Kalifornien, als ein Unfall beim Bergsteigen zu einem Bandscheibenvorfall mit anschließend starken Schmerzen führte. Im Interview mit ‚The Cannigma‘ berichtet David, wie medizinisches Cannabis im half die Schmerzen in den Griff zu bekommen und wieder mit beiden Beinen im Leben zu stehen.
David Heldreth Jr., 35, arbeitet als Forschungsleiter für einen großen Terpen-Verkäufer in Seattle, Washington. Heutzutage kann David gut mit seinen Rückenschmerzen umgehen, doch er konnte lange Zeit schmerzbedingt nicht das Leben führen wie heute.
Nachdem ein Unfall beim Bergsteigen 2011 ihm langfristig starke Nervenschmerzen bereitete, verschrieben ihm Ärzte einen Vielzahl an Schmerzmitteln, die seinen Zustand nicht verbesserten, ihn aber konstant unangenehm ‚high‘ machten. Der neuronale Schmerz in der Hüftmuskulatur wurde durch einen eingeklemmten Nerv verursacht und war so stark, dass er ihn beinahe vollständig lähmte, doch eine Sache schien zu helfen: Das medizinische Cannabis, das er gegen Angstzustände einsetzte. Das war der Punkt, an dem David klar wurde, dass Cannabis vielleicht eine Alternative ist, die ihm tatsächlich helfen könnte.
Erzählen Sie uns ein bisschen etwas über Sie selbst und Ihre Rückenschmerzen
Zunächst stürzte ich beim Bergsteigen in Süd-Kalifornien, wo ich gebürtig herkomme. Ich war alleine, was das Ganze doppelt so schlimm machte und gegen alle Regeln beim Bergsteigen verstößt. Ich musste mich selbst zurückschleppen und realisierte anfangs nicht, wie schlimm ich tatsächlich verletzt war. Später ging ich zum Arzt, der feststellte, dass ich einen L5-S1 Bandscheibenvorfall hatte. Bei dem letzten Termin vor meiner Operation geriet ich in einen Autounfall und wurde per Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Das machte es nicht gerade besser.
Die Operation half immens, da ich sehr, sehr starke Ischiasschmerzen hatte. Der Bandscheibenvorfall wirkte sich stark auf meinen Ischiasnerv aus, was zu weit schlimmeren Schmerzen, verglichen mit dem generellem muskulärem Rückenschmerz, führte. Es ist wie ein Stromschlag und schmerzhaft auf eine Art, die nie wirklich aufhört und auch die Opiate halfen kein bisschen. Wirklich nicht.
Also gaben sie mir Gabapentin, ein in den Nerven wirkendes Schmerzmittel. Das Medikament macht einen echt fertig. Es führt zu wirren Träumen und verändert eine Menge an Dingen – ich war generell ein nicht so großer Freund dieses Medikaments. Ich nahm drei Gabapentin pro Tag, 6-12 Norcos, Soma, drei Klonopin und noch 6-12 Ibuprofen am Tag, dazu noch unterschiedliche andere Medikamente, die ich in dieser Zeit benötigte. In dieser Zeit konsumierte ich auch eine Menge Cannabis, da ich seit 2003 medizinisches Cannabis in Kalifornien bezog.
Die Operation an meinem Rücken war eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Dazu der neuronale Schmerz. Es ist wirklich sehr schwer diese Schmerzen Leuten zu beschreiben, die so etwas noch nie durchgemacht haben. Ischiasschmerz ist beinahe lähmend. Es ist sehr schwer sich unter diesen Schmerzen zu konzentrieren oder generell irgendetwas zu tun. Zu dieser Zeit arbeitete ich als Journalist und wenn ich jetzt zurückblicke bin ich überrascht, dass ich in dieser Zeit überhaupt etwas geschrieben habe, weil ich mich wirklich nicht daran erinnern kann.
Wie hast du begonnen medizinisches Cannabis zu konsumieren?
Ich konsumierte bereits Cannabis aufgrund meiner Knie- und Gelenkschmerzen. So war es ziemlich einfach für mich den Mehrwert von Cannabis zu erkennen. Die regulären Cannabisprodukte halfen mehr als alle anderen Schmerzmittel.
Glücklicherweise unterhielt die Familie meiner damaligen Freundin eine Kollektivfarm, weswegen es mir möglich war, eine Menge Cannabisblüten quasi kostenlos zu erhalten. Des Weiteren gab mir das die Möglichkeit komplett auf Cannabis umzusteigen und all meine Opiate binnen drei Monaten nach meiner Operation abzusetzen. Ich wusste wie schädlich diese Opiate für meinen Körper waren, aber es wäre mir nicht möglich gewesen sie abzusetzen ohne Cannabis.
Ich fand heraus, dass Cannabis bei Spasmen im Rücken und Nervenschmerzen noch effektiver ist, als bei Knie- und Gelenkschmerzen. Cannabis ist relativ bekannt dafür sehr effektiv gegen Nervenschmerzen zu sein, aber für mich war es unglaublich, wie sehr es half. Die Schmerzmittel und Opiate halfen kein bisschen.
Für mich wirkte Cannabis mit THC und CBD am besten. Manchmal habe ich immer noch aufblitzenden Schmerz, bei dem sich mein Rücken verkrampft und irgendwas auf meine Nerven drückt. Cannabis ist sehr hilfreich solche Dinge zu kontrollieren. Für mich war es gegen die Schmerzen sehr effektiv.
Welche Darreichungsformen funktionieren am besten für Sie?
Alle. Ich präferiere ‘vape pens‘. Glücklicherweise hatte ich die Möglichkeit kurz nach meiner Operation in einem Kollektiv zu arbeiten, dass mit dem ‚Werkshop‘ kooperierte. Ich war sehr froh mit dem ‚Werkshop‘ und Jeff Raber zusammenzuarbeiten, weil ich in dieser Zeit sehr viel über Cannabis lernen konnte. Generell hatte ich einen wissenschaftlichen Hintergrund, also war es einfach für mich neues aufzufassen, aber zu dieser Zeit waren noch nicht gerade viele Informationen zum Thema Cannabis verfügbar. In dieser Zeit habe ich eine Menge über CBD gelernt, welches mir persönlich sehr geholfen hat mit meinen Rückenschmerzen umzugehen. Ich lernte auch, dass in Sachen ‚Topicals‘ (Äußerlich aufgetragene Pasten und Salben) die Terpene für mich effektiver waren als die Cannabinoide selbst.
Für mich persönliche funktionierte eine Mixtur aus Linalool, Beta-Caryophllene und Mycren gemischt mit Kokosnuss-Öl am besten. Dann fand ich heraus, dass Limonen und Pinene sehr bei der Aufnahme über die Haut helfen. Gerne füge ich ein bisschen CBD oder THC hinzu, aber grundsätzlich helfen die Terpene in diesem Zusammenhang besser als CBD und THC allein.
Welche Veränderungen haben sie bezüglich ihrer Symptome und ihres Zustanden verspürt?
Der Nervenschmerz war das Schlimmste. Wann auch immer er sich ausbreitet, habe ich aufblitzende, sehr starke Schmerzen. Beta-Caryophyllene sind sehr effektiv dagegen. Je tiefer ich mich in die Thematik Cannabis einlas, desto schneller realisierte ich, dass unterschiedliche Pflanzen synergetisch wirken. Beinahe kein Wirkstoff der Blüten, bis auf die Cannabinoide, ist nur in Cannabisblüten zu finden. Die Pflanzen wechselwirkend einzusetzen hatte großen therapeutischen Nutzen für mich.
Gibt es weitere Lebensbereiche, in denen Ihnen Cannabis hilft?
Auf jeden Fall! Ich leide unter posttraumatischer Belastungsstörung und Angstzuständen und zu jener Zeit kam obendrauf meine Knieoperation. Das Cannabis empfand ich für weniger gesundheitsschädigend als gängige Schmerzmittel wie Ibuprofen. Wenn man zu große Mengen solcher Schmerzmittel zu sich nimmt, bekommt man es schnell mit Problemen wie Magenblutungen und -irritationen zu tun. Also war Cannabis ein geeigneteres Medikament, dass ich einsetzen konnte wann immer und in welchen Mengen ich es brauche. Im Gegensatz zu Opiaten ist man von Cannabis nicht gleich den ganzen Tag ‚high‘. Und dazu kommt bei Opiaten auch noch die ganze Sache mit dem Suchtpotential – das macht kein Spaß sie abzusetzen, aber ehrlich gesagt hat mir sogar dabei Cannabis geholfen.
Haben deine Freunde und Familie deinen Cannabis-Konsum immer unterstützt?
Es waren komische Zeiten, als ich angefangen habe Cannabis zu konsumieren. Als ich noch jünger war nahm ich einige sehr starke Medikamente gegen Angststörungen und andere Probleme. „Erinnert ihr euch an meine Magenbeschwerden und die Angstzustände? Wie ist das weggegangen? Das liegt nicht daran, dass die Medikation wirkt. Ich fühle mich nicht mehr krank, seitdem ich Cannabis konsumiere.“ Das eröffnete ihnen eine ganz neue Sicht auf die Dinge. Ich zeigte ihnen, dass es für mich effektiver und besser ist, als die Medikation mit Opiaten und anderen Medikamenten. Vielleicht darum waren alle sehr unterstützend und offen.
Für viele ist es denke ich schwierig mit Familie oder Freunden über dieses Thema zu reden, denn viele haben Angst verurteilt zu werden. Ich denke, diese Diskussionen zu führen und an gegebenen Stellen bestimmte Sachverhalte zu erklären hilft. Es ist dennoch für manche hart den Gedanken im Hinterkopf zu haben, dass die Familie einen möglicherweise abweist. Ich bin also sehr glücklich darüber, wie meine Freunde und Familie mit dem Thema umgehen.
Was würden Sie jemanden raten, der sich nicht sicher ist darüber Cannabis zu erproben.
Es kommt drauf an, wie groß die Angst vor Cannabis ist. Die äußerliche Anwendung hat sich für mich bewährt und würde somit vielleicht auch einen guten Kompromiss für viele Personen darstellen, da sie gegen Schmerzen wirken und Menschen nicht abschrecken. Spätestens, wenn man ihnen erklärt, dass Topicals nicht die Blut-Hirn-Barriere überschreiten und einen nicht ‚high‘ machen oder berauschen können, lassen solche Personen gut mit sich reden.
Tatsächlich habe ich schon mal mit jemandem gesprochen, die eine relativ hochrangige Polizistin des Strafverfolgungs-Apparates in Kalifornien war. Als eine Ex-Polizistin hatte sie in diesem Thema natürlich ihre Bedenken, doch sie begann Salben zu verwenden und das veränderte ihre Auffassung grundlegend. Ich denke also, dass die äußerliche Anwendung in vielen Fällen ein sehr angenehmer Weg sind, Menschen dem Thema näher zu bringen und besser vertraut zu machen.
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