Wer sich mit Pflanzen beschäftigt, hat wahrscheinlich schon Lavendel kennen und lieben gelernt. Das ist auch kein Wunder. Der Duft von Lavendel ist herrlich, fast bezaubernd, und wenn wir ihn einatmen, beruhigt uns sein Aroma.
Dies geht zum größten Teil auf das Konto eines Inhaltsstoffes namens Linalool, der zu einer speziellen Klasse von Molekülen namens Terpene gehört. Hier sind einige weitere Informationen aus unserem Artikel zu diesem Thema:
Terpene sind zwar in sehr vielen Pflanzen zu finden, aber besonders hoch sind sie in der Cannabispflanze konzentriert. Tatsächlich ist diese Pflanze einzigartig: Sie enthält viele Terpene, die normalerweise nur in ein oder zwei weiteren Pflanzenarten vorkommen […] Zum besseren Verständnis kann man sich Terpene als eine Art ätherische Öle vorstellen.
Daher wird Linalool manchmal auch als Lavendelterpen bezeichnet. Das liegt daran, dass es für einen Großteil der Charaktereigenschaften von Lavendel verantwortlich ist, einschließlich seines unverwechselbaren Geruchs und seiner beeindruckenden Fähigkeit zur Stimmungsaufhellung.
Linalool wird schon seit sehr langer Zeit zu Therapiezwecken genutzt. Im Laufe des Mittelalters wurde es zur Abwehr von „bösen Geistern“ eingesetzt (heute bezeichnen wir diese Geister als „Viren“). Doch auch schon vorher verschrieben römische Ärzte den verletzten Soldaten Lavendel. Wahrscheinlich hat der Botaniker John Parkinson die beste Formulierung gefunden, als er Lavendel als „besonders gut gegen Trauer und Schmerzen von Herz und Kopf“ bezeichnete.
Inzwischen ist ätherisches Öl aus echtem Lavendel längst von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) als pflanzliches Arzneimittel zur Linderung von Stress und Ängsten zugelassen.
Was ist Linalool?
Linalool (Substantiv). Aussprache: Li | na | lo | ol.
Linalool ist ein Alkohol (C10H18O) mit frischem, blumigem Geruch, der sowohl frei als auch in Form von Estern in vielen ätherischen Ölen vorkommt und in Parfüms, Seifen und Aromastoffen verwendet wird.
Wie andere Terpene hat auch Linalool ein gemeinsames Grundmolekül (Geranylpyrophosphat) mit anderen Cannabinoiden. Eine weitere Ähnlichkeit mit anderen Cannabisverbindungen: Die Kohlenwasserstoffstruktur von Linalool macht es besonders flüchtig bei Kontakt mit Licht, Hitze und Druck. Das bedeutet, dass man sehr schnell riecht, wenn man sich in der Nähe einer Linalool-Quelle aufhält. Da es sich dabei um einen frischen, sauberen und leicht zitrusartigen Duft handelt, ist dies eine recht angenehme Eigenschaft von Linalool.
Linalool kommt in mindestens drei verschiedene Formen (Isomeren) vor. Obwohl ihre Molekularstrukturen gleich sind, haben diese Isomere unterschiedliche Gerüche (manche riechen eher nach Kräutern, andere eher nach Zitrusfrüchten) und kommen typischerweise in verschiedenen Pflanzen vor. R-Linalool kommt zum Beispiel hauptsächlich in Lavendel vor, während S-Linalool eher in Koriander zu finden ist. An dieser Stelle muss auch wieder Cannabis erwähnt werden: Es enthält oft viele oder alle Versionen von Linalool.
Der therapeutische Nutzen von Linalool
Kommen wir nun zu den möglichen therapeutischen Effekten dieses Terpens. Linalool wirkt angstlösend, gegen Depressionen und gegen Schmerzen:
Linalool wirkt angstlösend. In einer Studie aus dem Jahr 2002 wurde herausgefunden, dass Linalool den Schlaf verbessert, ohne die motorischen Funktionen negativ zu beeinträchtigen. Andere Studien an Mäusen zeigen, dass Linalool einen Drang zum Weitermachen hervorruft, selbst in angstauslösenden Situationen. Könnte Linalool also auch uns Menschen dazu motivieren, trotz der Stressoren unseres hektischen modernen Lebens weiterhin leistungsfähig zu sein? Die Möglichkeit besteht auf jeden Fall.
In einem veröffentlichten Artikel in der Seattle Times werden die neuesten Erkenntnisse des Neurowissenschaftlers Hideki Kashiwadani beschrieben: „Er und seine Kollegen fanden heraus, dass das Schnüffeln von Linalool, einer alkoholischen Komponente des Lavendelgeruchs, eine ähnliche Wirkung wie Valium hat. In Mäusegehirnen beeinflusste Linalool die gleichen Hirnareale wie Valium, aber ohne all die benommen machenden Nebenwirkungen.“
Interessanterweise kann diese beruhigende Wirkung nicht ausschließlich auf den Eintritt von Lavendel in die Blutbahn zurückzuführen sein. Anscheinend sitzen bereits in der Nase Neuronen, die auf Linalool reagieren.
Linalool wirkt gegen Depressionen. Wissenschaftliche Studien an Lorbeergewächsen (Lauraceae) haben ergeben, dass diese Pflanzen ein depressives Nervensystem wiederherstellen können. Glücklicherweise haben Lauraceae und Cannabaceae viel gemeinsam: Beide haben einen hohen Gehalt an Linalool und Pinen. Auch diese Terpene können einen sehr starken Einfluss auf eine Depression haben.
Linalool verbessert auch die Stimmung, indem es die Serotoninrezeptoren reizt. Es kann sogar eine neuroprotektive Wirkung haben, da es freie Radikale beseitigt, die sonst das Gehirn schädigen könnten. Obwohl mehr Forschung über das in Cannabis enthaltene Linalool erforderlich ist, stützen bereits jetzt zahlreiche Einzelfallberichte die These, das Linalool zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden kann.
Linalool verringert Stress. Dies geschieht, indem es buchstäblich das Nervensystem beruhigt. Möglicherweise kennen Sie Mononatriumglutamat (engl. MSG) und seine glutamatinduzierte Neurotoxizität. Linalool hat eine gegenteilige Wirkung, da es Glutamatrezeptoren „blockieren“ kann. Das heißt, dass Linalool die Erregbarkeit von gestressten oder geschädigten Nerven herabsetzt und dafür sorgt, dass der Körper nicht in den „Flight-or-Fight“-Modus gerät.
Diese biochemischen Veränderungen führen zu einem spürbar verbesserten Gefühl der Ruhe. Linalool kann auch die Immunleistung steigern, was besonders wichtig ist, da Stress und eine Schwächung des Immunsystems oft Hand in Hand gehen. Schließlich gibt es noch einen weiteren Nebeneffekt des Stressabbaus zu erwähnen: Laut dieser Studie schützt Linalool gegen „Schlafstörungen“ und sorgt für einen besseren Schlaf.
Neben der stimmungsaufhellenden Wirkung bietet dieses vielseitige Terpen allerdings noch viele weitere therapeutische Einsatzgebiete:
Linalool ist wirkt stark antimikrobiell. In einer interessanten Studie zu den Interaktionen zwischen als Haustier gehaltenen Schildkröten und dem Menschen wurde bestätigt, dass Linalool antibakteriell wirkt. Linalool ist so effektiv, dass es sogar in Zukunft herkömmliche Methoden ersetzen könnte: „Antibiotika werden seit langem zur Behandlung verschiedener bakterieller Infektionen eingesetzt, aber der häufige Einsatz dieser Mittel hat zu einer zunehmenden Antibiotikaresistenz geführt. Nun wurde bei diesen ätherischen Ölen eine starke antibakterielle Wirkung gegen diese pathogenen Bakterien nachgewiesen.“
Eine weitere aktuelle Studie ergab, dass Lavendelöl die Wundheilung beschleunigen kann. Dabei wurde festgestellt, dass eine verstärkte Kollagenbildung und die Hochregulierung der Wachstumsfaktoren (nämlich TGF-β) für eine schnellere Wundheilung sorgen. Beide Eigenschaften sind vor allem in der Frühphase der Wundheilung sehr hilfreich und führen zu folgendem Fazit der Wissenschaftler: „Lavendelöl hat das Potenzial, die Wundheilung zu fördern, indem es in der Frühphase der Wundheilung die Bildung von Granulationsgewebe beschleunigt, durch eine verstärkte Kollagenbildung einen Gewebeumbau auslöst und durch die Hochregulierung von TGF-β die Wundkontraktion anregt.“
Kurz gesagt: Das Forschungsteam der Studie war so beeindruckt von den Ergebnissen, dass es nun über einen zukünftigen Einsatz von Lavendel als alternative Wundheilungsmethode nachdenkt. Kein Wunder, dass schon griechische Soldaten bei Schlachten Lavendel verwendeten! Es ist wahrscheinlich, dass reines Linalool, das 43% des in dieser Studie verwendeten Lavendelöls ausmachte, ähnliche Effekte zeigen würde.
Linalool kann gegen Epilepsie wirken. In einem Bericht über verschiedene ätherische Öle und ihre Auswirkungen auf Epilepsie wurde viel Gutes über Terpene geschrieben: „In experimentellen Epilepsiemodellen zeigte Linalool auch eine antikonvulsive Wirkung.“ Auch hier scheint die Hemmung der Glutamatbindung dafür verantwortlich zu sein. Eine der grundlegenden Eigenschaften von Linalool ist seine Fähigkeit, die Weiterleitung Fluss und die Frequenz neuronaler Signale zu beruhigen – fast wie CBD.
Ein weiterer interessanter Effekt: Linalool kann in bestimmten Fällen die Signalstärke von Acetylcholin senken. Acetylcholin ist ein Neurotransmitter, den man durch über die Nahrung aufnimmt. Für gesunde Menschen ist dies ein nützlicher Stoff, für Menschen mit Epilepsie hingegen nicht. Vereinfacht gesagt trägt Linalool grundsätzlich dazu bei, dass das Acetylcholin im Körper genutzt wird – nicht als Treibstoff für Krampfanfälle oder eine fehlerhafte Motorik.
Linalool lindert effektiv Schmerzen. Lavendel wirkt nicht nur entzündungshemmend, sondern ist laut diesem viel zitierten Artikel auch ein natürliches Schmerzmittel. Dieser Effekt lässt sich zum Großteil durch die Aktivierung von opioidergen Systemen (den körpereigenen Opioidrezeptoren) erklären. Natürlich bewirkt Lavendel eine Schmerzlinderung ohne die Nebenwirkungen oder Suchtgefahr von pharmazeutischen Opioiden.
In einer weiteren Studie wurden Patienten mit starken Schmerzen aufgrund eines Karpaltunnelsyndroms untersucht. In diesem Fall reduzierten die antioxidativen Fähigkeiten von Linalool den normalerweise hohen Blutdruck und die Ruheherzfrequenz der Patienten. Die Reduzierung dieser Stressmarker impliziert, dass Linalool den Umgang mit Schmerzen erleichtert.
Linalool kann das Risiko von Alzheimer reduzieren. Alzheimer wird durch die Anhäufung von Plaque im Gehirn verursacht und derzeit als unheilbar angesehen. Daher ist es besonders bedeutsam, dass Linalool auf natürliche Weise gegen einige der Grundursachen dieser Krankheit zu wirken scheint.
Bedenken Sie, dass Linalool nur eines der vielen Terpene ist, die in Cannabis vorkommen.
Und Terpene wiederum sind nur eine der drei Hauptklassen von Cannabiskomponenten. Es gibt auch einige Hinweise darauf, dass Lavendel die Wirkung von Cannabinoiden wie CBD und THC moduliert.
Obwohl die therapeutischen Effekte von Linalool in der Tat beeindruckend sind, sollten sie jedoch im größeren Zusammenhang mit ihrem Beitrag zum Entourage-Effekt betrachtet werden. Es sind diese starken Synergien, die wahrscheinlich in Zukunft die Wirkweise von medizinischem Cannabis bestimmen werden. Eine Übersichtsstudie ergab, dass die „Behandlung von Schlafstörungen und sozialen Angststörungen durch das Hinzufügen von Caryophyllen, Linalool und Myrcen zu CBD/THC-Extrakten vielversprechende Ergebnisse brachte“. Dies unterstützt die These, dass eine „Kombination von CBD und anderen Cannabisbestandteilen“ besonders wirksam ist.
Linalool – ein weiterer Grund der Cannabispflanze eine Chance zu geben. Wenn Sie es noch nicht getan haben, sollten Sie ausprobieren, welche Wirkung die Aufnahme einiger linaloolreicher Cannabisbestandteile in Ihr aktuelles Gesundheits- und Wellness-Programm hat. Ihr Gehirn und Nervensystem, Ihr Cortisol- und Adrenalinspiegel, Ihr Wohlbefinden und Ihre Gelassenheit – sie alle werden es Ihnen danken.
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